Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen - S. uncounted

1889 - Berlin : Vahlen
F----H Leitfaen zur Geschichte des deutschen Volkes von Dr. David Mller^ vormals Professor am Polytechnikum in Karlsruhe. Sechste, verbesserte Auflage von Professor Dr. Friedrich Junge, Direktor des Gymnasiums mit Realabteilung zu Greiz. . Mit einem Bildnis Kaiser Wilhelms von A. von Wewer nebst einem Anhang, enthaltend: Das deutsche Reich bis zu Kaiser Wilhelms I. Tod, 18711888. 1888. X u. 231 S. 8. Gebunden in Seinen M. 1,80. David Mller. Lutherbchlein. Kurzgefate Darstellung der Reformationsgeschichte. 1871. (Beheftet m. ,40. - Tabelle zur Geschichte des deutschen Volkes. Zweite Auf- lge. Separat-Abdruck. Zweite Ausgabe. 1870. gr. 8. M. 30. Geschichtsrepetttionen fr die oberen Klassen hherer Lehranstalten. herausgegeben von Wrof. Dr. Iwierich Junge, Direktor des Gxmnasiums mit Realabteilung zu Greiz. 1885. Vi u. 126 . 8. Carl, mit Leinenrcken Hl 1,20. Der Geschichtsunterricht auf Gymnasien und Aealgymnasien nach den preuischen Verordnungen vorn 31. Mrz 1882. Ein erweitertes Vorwort zu David Mllers Geschichtsbchern fr Lehrer der Gefchichte von Prof. Dr. Friedrich Junge, Direktor des Gxmnasiums mit Realabteilung zu Greiz. 1886. Gehestet M. 0,75. L ^4 -----rqu

2. Geschichte des deutschen Volkes - S. 280

1905 - Berlin : Vahlen
280 Volksbildung und Volkscharakter vor und nach em groen Kriege. 422423. roolte, und der armen unschuldigen Leute etwas mit der Marter schonen. Aber er sprach zu mir im Zorne, wenn Du viel Mitleiden haben wilt, so blibstu min Freund nicht lang: der ist des Teuffels, der Mitleyden hat." Eine Plnderungsszene wird in dem bekannten Roman Simplicius Simplicissimus von Christoph von Grimmelshausen also beschrieben: Das Erste, das diese Reuter thten, war, da sie ihre Pferde einstlleten, hernach hatte jeglicher seine sonderbare Arbeit zuverrichten, deren jede lauter Untergang und Ver-derben anzeigte, dan obzwar etliche anfingen zumetzgen, zusieden und zubraten, da es she, als solte ein lustig Panquet gehalten werden, so waren hingegen andere, die durch- strmten das Hau unten und oben.....; Andere machten von Tuch, Kleidungen und allerley Haurath grosse Pack zusammen, als ob sie irgends einen Krempelmarkt anrichten wolten; was sie aber nicht mitzunehmen gedachten, ward zerschlagen, etliche durchstachen Heu und Stroh mit ihren Degen, als ob sie nicht Schafe und Schweine genug zustechen gehabt htten, etliche schtteten die Federn au den Betten und flleten hingegen Speck, andere drr Fleisch und sonst Gerth hinein, als ob alsdan besser darauf zu schlaffen wre; Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als htten sie einen ewigen Som-mer zuverkndigen, Kupffer- und Zingeschirr schlugen sie zusammen und packten die ge-bogene und verderbte Stcke ein, Bettladen, Tische, Stle und Bncke verbrannten sie, da doch viel Claffter drr Holtz im Hof lag, Hfen und Schsseln muste endlich alles entzwey.....den Knecht legten sie gebunden auff die Erde, steckten ihm ein Sperr- holtz ins Maul, und schtteten ihm einen Melckkbel voll garstig Mistlachen-Wasser in Leib, das nanten sie einen Schwedischen Trunck, wodurch sie ihn zwungen, eine Parthey anderwerts zufhren, allda sie Menschen und Viehe hinwegnahmen und in unfern Hof brachten .... Doch genug dieser Greuel, vor denen das menschliche Gefhl schaudert. Unsgliches hat das deutsche Volk damals erduldet, und da es alle die Leiden berdauert, ja sich doch endlich mit neuer Seele erhoben hat, das ist allein schon ein Zeichen hoher Lebensfhigkeit. 2, Volksbildung und Volkscharakter vor und nach dem groen Kriege. 423. Die Reformation hatte in alle Gebiete des Lebens und des Geistes befruchtende Keime ausgestreut. Erst durch sie entstand in Deutsch-land ein geordnetes Schulwesen, denn Luther mahnte eindringlich, das eingezogen^ Kirchengut ( 352) vor allem zur Grndung von Schulen und zur Dotierung von Pfarrstellen zu verwenden. Erst jetzt lernten weitere Kreise des Volkes lesen und schreiben; muten sie es doch, wenn Bibel, Katechismus und Gesangbuch jedem hinfort die Quelle der religisen Er-kenntnis sein sollten. So entstanden, zuerst in Sachsen und in Nord-deutschend berhaupt, auf dem Lande und in den Stdten Volksschulen, in denen ein bibelglubiges, ehrenfestes Geschlecht herangebildet ward. Die Sprache selbst bekam in den herrlichen Kirchenliedern einen Schatz und ver-jngte sich in Gedanken wie im Ausdruck aus dem Quell der gttlichen Offen-barung. Luther begrndete, indem er durch seine Bibelbersetzung der schsisch-thringischen Sprache zum Siege verhalf, die neuhochdeutsche (vgl. 90. 185) Schriftsprache, in der wir mit allen Werken unserer spteren groen Dichter und Denker noch heute stehen. Als eine Probe der Sprache Luthers und seiner Zeit stehe hier eine Stelle aus jenem heldenmtigen Briefe, in dem er dem Kurfrsten Friedrich dem Weisen anzeigte, er habe die Wartburg gegen den Wunsch des Kurfrsten, der ihn besonders vor Herzog Georg ( 337) gewarnt hatte verlassen und komme nach Wittenberg, um den Bilderstrmern zu steuern ( 344): ---Von meiner Sach aber, gnedigster Herr, antwort ich also:--ich Hab E. K. F. G. (Euer Kurfrstlichen Gnaden) genug gethan, das ich dies Jar*) gewichen *) Das er auf der Wartburg zugebracht hatte (15211522).

3. Geschichte des deutschen Volkes - S. 397

1905 - Berlin : Vahlen
Der Kampf in Tirol 1809. 620622. 397 Sachsen bestand, ward in den engen Schluchten des Eisack unter Felsen und Baumstmmen, die auf sie herabrollten, fast verschttet; den Getroffenen mochte es vorkommen, als wenn die Berge der ihnen zusammenstrzten"*). Eine andere Kolonne ward im Oberinntale oberhalb Landecks in hnlicher Weise vernichtet, und nur mit Mhe rettete sich der franzsische Marschall selber, nachdem noch einmal am Berge Jsel gekmpft worden war (13. August), aus dem verwnschten Lande". Hofer zog als Oberkommandant von Tirol" in die Hofburg zu Innsbruck ein. 621. Nun aber kam der Friede von Schnbrunn, der das treue Land aufopferte ( 615). An 50000 Mann setzte Napoleon gegen die Berge in Bewegung. Bisher hatte man vom Kaiserhofe her den Aufstand mehr er-muntert als beschwichtigt; nun pltzlich riet man den tapferen Mnnern, sich willig zu unterwerfen. Wirklich beugte sich nun der grte Teil des Volkes der harten Not. Auch Hofer hatte erst seinem Kommando entsagt und den Leuten befohlen, nach Haus zu gehen und die Waffen niederzu-legen. Doch in seinem ehrlichen Sinne durch trichte Schwrmer getuscht und zu neuem Kampfe ermuntert, ergriff er noch einmal die Waffen. Aber schon unterwarf sich das Land. Nur um sein Passeiertal drngte sich noch Angriff und Verteidigung (Ende November 1809). Aufgeregt aufs hchste, verwirrt und verzweifelnd hatte Hofer die Zeit versumt, sich wie andere Genossen entweder durch die Flucht oder durch willige Unterwerfung zu retten. Auch die Treuesten zerstreuten sich. Speckbacher lag mit gebrochenem Bein den Winter der unter Stroh und Dnger in einem Viehstall ver-borgen, bis er Gelegenheit zur Flucht fand. Auch Haspinger entkam und konnte 1839 noch die Einweihung des Hoferdenkmals in der Domkirche zu Innsbruck mitfeiern. Hofer selbst hatte sich in das Gebirge geflchtet, wo er in einer den Winter der verlassenen Sennhtte seinen Aufenthalt nahm. Leider aber fand sich ein Verrter. Ein Trupp Soldaten stieg im Januar des folgenden Jahres auf die beschneite Alm und fhrte den Helden gebunden herab. Man behandelte ihn mit viehischer Roheit, lie ihn barfu der Eis und Schnee gehen, zerzauste ihm den Bart, da das Blut herabflo; er trug es mit lchelnder Geduld, nach seines Heilands Beispiel. Zu Mantua erklrte dann ein Kriegsgericht sein Leben fr verwirkt, und auf den Festungswllen der Stadt ereilte ihn durch die Kugel der Tod der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg gesandt ins Tal" und dem er mit unverbundenen Augen ins Angesicht schaute: am 20. Februar 1810, wenige Wochen vor der Hochzeit der Kaisertochter mit dem stolzen Feinde, geschah die Bluttat. Tirol war wieder unterworfen. Aber das Mrtyrer-blut war nicht umsonst geflossen. Wie noch immer war es eine Saat des Segens fr knftige Zeiten. 17. Drnberg. Schill. Friedrich Wilhelm von Krannschweigols. 622. Die Tiroler Erhebung war nicht die einzige Heldentat, die den Kampf sterreichs im Jahre 1809 begleitete. Auch in Norddeutschland regte es sich, und schon seit 1808 hatten, wie erwhnt ( 611), Stein und seine Freunde ihre Plne geschmiedet. Zu derselben Zeit, wo sterreich losschlagen wrde, sollte eine Landung der Englnder an der Ems- oder Wesermndung erfolgen, mindestens mit 50000 Mann. Dadurch sollte die ihren alten *) Ludwig Husser, Deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs des Groen bis jur. Grndung des Deutschen Bundes.

4. Geschichte des deutschen Volkes - S. 22

1905 - Berlin : Vahlen
22 Entstehung sog. germanischer Vlkerbnde. Crste Angrisse auf as Rmerreich. 2223, 7. Entstehung sogenannter germanischer Vlkerbnde. Erste Angriffe ans das Nmerreich. Nnlfila. 22* Fast drei Jahrhunderte waren seit dem kimbrischen Schrecken vergangen, da pochten von neuem germanische Scharen an die Pforten ? n i?*ittebr?n0t' unfhig, in den sich verengenden Ge- die schnell wachsende Volksmenge zu ernhren, suchten sie Sitze inner-7 \ und ihr ungestmes Drngen hrte nicht eher aus, als bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Schon der letzte der guten Kaiser des 2. Jahrhunderts, Mark Aurel (161-180), mute lange und schwere Kriege gegen he Markomannen: und Duaben führen, die die rmischen Donauprovinzen bedrohten (166174, 178180 n. Chr.). Nachdem er zu Vindobona (Wien) gestorben wa^ sank das rmische Kaiserreich schnell und unaufhaltsam. Schon unter Mark Aurels Sohn Commodus (180 -192) begann der Verfall. Vergeblich versuchten einige seiner Nachfolger Einhalt zu tun: die W stnde wurden je lnger desto schlimmer. Der Thron wurde meist durch Soldatenrevolutionen gewonnen und verloren, die Provinzen gerieten durch Brgerkrieg Unordnung der Verwaltung, Pest und andere Unglcksflle m namenloses Elend. Und während so das Reich im Innern zerrttet wurde erhoben die Femde an den Grenzen immer khner ihr Haupt und steigerten die allgemeine Verwirrung durch ruberische Einflle, am khnsten von allen die Germanen, deren Angriffen die weiten Nordgrenzen des Reiches ausgesetzt waren. Aber auch bei ihnen tritt um diese Zeit eine Vernderung ein. Wir hren nicht viel mehr von den kleineren Stmmen die einst Tacitus genannt hatte. Neue Namen treten uns entgegen, Gesamt-Bezeichnungen fr ganze Reihen einzelner Vlkerschaften, und auch wo die alten Nomen geblieben, sind sie nicht seltener umfassender geworden. Da damit Volkerbunde bezeichnet wurden, geschlossen zum Kampf gegen die Rmer, mit besonderen Heeresverfassungen und mit Heeresknigen an der Spitze, wie man frher meist annahm, ist so allgemein gewi nicht richtig aber sicher hangen diese nderungen mit Wandlungen des wirtschaftlichen und staatlichen Lebens zusammen. Welcher Art sie gewesen sind, lt sich nicht mit voller Bestimmtheit sagen, aber hchst wahrscheinlich ist es, da fr die Sehaftigkeit zu der es jetzt gekommen war, die Vlkerschastsver-fassung der Urzeit, die auf Krieg, Raub und Herdentrieb gegrndet war nicht mehr gengte; nur das Heer eines groen Stammes konnte jetzt die gewonnene Heimat verteidigen, eine neue begrnden helfen"*). 23. Von den Vlkern, die so in neuer Ordnung auf den Schauplatz treten verdienen an erster Stelle Erwhnung die Goten. Nach der Völker-*,fel ^es Tacitus hausten sie um die Weichselmndungen, ohne noch vllig sehaft geworden zu sein. Schon damals standen sie unter Knigen. Was uns ihre alten Sagen, die uns ihr spterer Chronist Jordanes aufbewahrt hat, berichten, da sie von der Znsel Skanz, d. h Skandinavien, herstammen, ist wahrscheinlich richtig. Dort, heit es, drckt im Winter das Land eine vierzigtgige Nacht, die Gewsser er-starren von Eis und Schnee, und wenn dann die Wlfe darber laufen so erblinden sie. Von dort aus, wie ein Bienenschwarm ausziehend, kamen die Goten der das Baltische Meer an die Weichselmndungen. In den weiten Ebenen, welche die Sarmaten ( 9) bewohnten, fanden *) Nach Lamprecht, Dtsch. Gesch. I, 272.

5. Geschichte des deutschen Volkes - S. 247

1871 - Berlin : Vahlen
Landsknechte und Soldaten. 422. 247 rang und Beutemachen ausgingen. Unter solchen Drangsalen bildete sich dann hinwiederum in den vielgeplagten Bauern ein nicht milder wilder und grausa-mer Sinn der Rache aus, so da Soldaten und Bauern, etwa wie Wolf und Hund, sich als natrliche Feinde ansahen, und da, wo der Eine oder Andere in der Uebermacht war, keine Schonung des Gegners galt. Die Scenen dieser Greuel liegen uns in den Schriften der Zeitgenossen vor: so erzhlt einer derselben, Moscherosch, oder wie er sich nannte, Philander von Sittewald, in seinem Gesicht vom Soldatenleben". Weil nun von den andern (Gefangenen) keiner was versprechen wolte: da folte man Jammer gesehen haben, wie grausame Marter einem und dem andern angethan worden. Dem einen wurden beede Hnd auff den Rcken gebunden, und mit einer durchlcherten Ahle ein Rohaar durch die Zunge gezogen, welches, so oft man es nur ein wenig an-oder auff- und ab-gezogen. dem elenden Manschen solche Marter verursachet, da er ofit den tobt geschryen, aber umb jeden Schrey vier Streich mit der Karbatsche auff die Waden halten mute: ich glaub, bei Kerls htte sich selber entleibet, wo er seiner Hnde gebrauchen knnen, nur des Schmerzes zu entkommen. Eim andern wurde ein Seyl mit vielen Knpffen umb die Stirn gebunden, und mit einem Knebel hinden zu, ober dem Nacken, zusammen getrhet, da ihm das helle Blut zu der Stinte, zu Mund und Nase, auch zu den Augen auflosse und der arme Mansch als ein Besessener ausahe. Ich erschracke dieser schrecklichen Plagen und unbarmherzigen Tyranney, batt den Battra-witz (einen der Soldaten), da er doch an Gott, und an sein Gewissen dencken wolte, und der armen unschuldigen'leute etwas mit der Marter schonen. Aber er sprach zu mir im Zorne, wenn Du viel Mitleiden haben wilt, so blibstu min Freund nicht lang -, der ist des Teuffels, der Mitleyden hat." Eine Plnderungsscene wird in dem berhmten Roman Simplicius Simplicissimus von Christof von Grimmelshausen also beschrieben: Das erste, was diese Reuber thten, ward, da sie ihre Pferde einstellten und die Himer und die Schafe 'wacker nach einander nieder metzigten. Hernach hatte jeglicher seine sonderbare Arbeit zu verrichten, deren jede lauter Untergang und Verderben an-zeigete. Dann, ob zwar etliche anfiengen zu sieden und zu braten, da es she, als solte ein Panquet gehalten werden, so waren hingegen andere, die durchstrmten das Haus unten und oben; andere machten von Tuch, Kleidungen und allerley Hausrath groe Pcke zusammen, als ob sie irgenbs ein Krempel-Marckt anrichten wollten; was sie aber nicht mitzunehmen gebachten, warb zerschlagen und zu Grunbe gerichtet; etliche burch-stachen Heu und Stroh mit ihren Degen, etliche schtteten die Febern aus den Betten, und flleten hingegen Speck, anbete brr Fleisch und Gerth hinein, als ob alsdann bester darauff^zu schlaffen wre; Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als htten sie einen ewigen Sommer zu verkudigeu; Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen, und packten die gebogene und verderbte Stcke ein, Bettladen, Tische, Stle und Bnke verbrannten sie, Hsen und Schsseln muten endlich alles entzwey. Den Knecht legten sie gebunden auf die Erde, steckten ihm ein Sperrholtz ins Maul, und schtteten ihm einen Melckkbel voll garstiger Mistlachen-Waffer in Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunck, wodurch sie ihn zwungen, eine Parthei and er werte zu führen, allda sie Menschen und Viehe hinwegnahmen und in unfern Hos brachten. Doch genug dieser Gruel, vor denen das menschliche Gefhl schaudert. Unsgliches hat damals das deutsche Volk erduldet, und da es alle die Leiden berdauert, ja sich doch endlich mit neuer Seele erhoben hat, das ist allein schon Zeichen hoher Lebensfhigkeit.

6. Geschichte des deutschen Volkes - S. 354

1871 - Berlin : Vahlen
354 Drnberg. Schill. Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels. 620622. gedacht, und nun rstete sich der Feind mit Macht, das preisgegebene treue Land zu zchtigen. Lefebvre rckte wieder mit Franzosen, Sachsen und Baiern ein, und nahm ohne Widerstand die Hauptstadt. Aber zum dritten Male, und gewaltiger als zuvor, erhob sich das Tiroler Volk (August 1809). Ein von Sden heranziehendes Corps, das meist aus Sachsen bestand, ward in den engen Schluchten der Eisach, unter Felsen und Baumstmmen, die auf sie herab-rollten, fast verschttet; den Getroffenen mochte es vorkommen, als ob die Berge der ihnen zusammenstrzten"*). Eine andere Colonne ward im Ober-innthale oberhalb Landeck in hnlicher Weise vernichtet, nur mit Mhe rettete sich der franzsische Marschall selber aus dem verwnschten Lande." Hofer zog als Obercommandant von Tirol" in die Hofburg zu Jnspruck ein. 621. Nun aber kam der Friede von Schnbrunn, der Tirol hoffnungs-los aufopferte ( 615). An 50,000 Mann setzte Napoleon gegen die Berge in Bewegung. Bisher hatte man vom Kaiserhofe her den Aufstand mehr er-muntert als beschwichtigt; nun pltzlich rieth man den tapferen Mnnern, sich willig zu unterwerfen. Wirklich beugte sich nun der grte Theil des Volkes der harten Noch. Auch Hoser hatte erst seinem Commando entsagt und den Leuten befohlen, nach Haus zu gehen und die Waffen niederzulegen. Doch in seinem ehrlichen Sinne durch thrichte Schwrmer getuscht und zu neuem Kampfe ermuntert, ergriff er noch einmal die Waffen. Aber schon unterwarf sich das Land. Nur um sein Passeierthal drngte sich noch Angriff und Ver-theidiguug (Ende November 1809). Aufgeregt' auf's hchste, verwirrt und ver-zweifelnd, hatte Hofer die Zeit versumt, wie andere Genossen sich entweder durch die Flucht oder durch willige Unterwerfung zu retten. Auch die Treuesten zerstreuten sich. Speckbacher lag mit gebrochenem Bein den Winter der unter Stroh und Dnger in einem Viehstall verborgen, bis er Gelegenheit zur Flucht fand. Haspinger entkam und war noch 1839 bei der Einweihung des Hofer-denkmals in der Domkirche von Jnspruck. Auch Hofer selbst hatte sich in das Gebirge gerettet, wo er in einer, den Winter der verlassenen Sennhtte seinen Aufenthalt nahm. Leider fand sich ein Verrther. Ein Trupp Soldaten stieg im Januar des folgenden Jahres auf die beschneiete Alm und fhrte den Helden gebunden herab. Man behandelte ihn mit viehischer Rohheit, lie ihn barfu der Eis und Schnee gehen, zerraufte ihm den Bart, da das Blut herabflo; er trug es mit lchelnder Geduld, im Sinn seines Heilands. Zu Mantua er-kannte ein Kriegsgericht der ihn den Tod: und auf den Festungswllen der Stadt, einst seines Kaisers, traf ihn durch die Kugel der Tod der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg gesandt in's Thal", und dem er mit unverbundenen Augen in's Angesicht schaute: am 20. Februar 1810, 14 Tage vor der Hochzeit der Kaisertochter mit dem stolzen Feinde, in dessen Namen auch diese Blutthat geschah. Tirol war wieder unterworfen. Aber das Mr-tyrerblut hier war nicht umsonst geflossen. Wie noch immer, entwuchs ihm die Saat des Segens fr knftige Zeiten. 17. Drnberg. Schill. Friedrich-Wilhelm von Braunschweig-Oels. 622. Die Tiroler Erhebung war nicht die einzige Heldenthat, welche den Kampf Oestreichs im Jahre 1809 begleitete. Auch in Forddeutschland regte es sich. Schon im Jahre 1808 war durch Stein und seine Freunde ein Plan von umfassender Weite angelegt worden. Gleichzeitig mit Oestreichs er- *) Ludwig Husser, deutsche Geschichte vom Tode Friedrichs d. Gr. :c.

7. Geschichte des deutschen Volkes - S. 254

1867 - Berlin : Vahlen
.254 Volksbildung und Volkscharakter nach dem Kriege. § 422—423. besser darauff zu schlaffen wäre; Andere schlugen Ofen und Fenster ein, gleichsam als hätten sie einen ewigen Sommer zu verkündigen; Kupfer- und Zinngeschirr schlugen sie zusammen, und packten die gebogene und verderbte Stücke ein, Bettladen, Tische, Stüle und Bänke verbrannten sie, Häfen und Schüsseln mußten endlich alles entzwey. Den Knecht legten sie gebunden ans die Erde, steckten ihm ein Sperrholtz ins Maul, und schütteten ihm einen Melckkübel voll garstiger Mistlachen-Waffer in Leib, das nannten sie einen Schwedischen Trunck, wodurch sie ihn zwungen, eine Parthei anderwerts zu führen, allda sie Menschen und Viehe hinwegnahmen und in unfern Hof brachten. Doch genug dieser Gräuel, vor denen das menschliche Gefühl schaudert. Unsägliches hat damals das deutsche Volk erduldet, und daß es alle die Leiden überdauert, ja sich doch endlich mit neuer Seele erhoben hat, das ist allein schon Zeichen hoher Lebensfähigkeit. 2. Volksbildung und Volkscharakter vor und nach dem großen Kriege. § 423. Die Reformation hatte in alle Gebiete des Lebens und des Geistes befruchtende Keime ausgestreut. Erst durch sie entstand in Deutschland ein ge- ordnetes Schulwesen, indem Luther vor allen Dingen dahin mahnte, daß das eingezogene Kirchengut (§ 352.) zur Gründung von Schulen und zur Dotirung von Pfarrstellen verwandt werde. Erst jetzt wird die Fähigkeit, lesen und schrei- den zu können, im Volke allgemeiner, ja, sie mußte es sein, wenn Bibel, Ka- techismus und Gesangbuch hinfort die Quelle der religiösen Erkenntniß sein sollten. Sa entstanden zuerst iu Sachsen und in Norddeutschland überhaupt, auf dem Lande und in Städten Volksschulen, in welcher ein bibelgläubiges, ehrenfestes Geschlecht herangebildet ward. Die Sprache selbst bekam in den herr- lichen Kirchenliedern einen neuen Schatz, und verjüngte sich in Gedanken wie im Ausdruck aus dem Quell der göttlichen Offenbarung. Luther schuf eine neue Periode derselben (das Neuhochdeutsche, vgl. §90. und § 185.), in welcher wir mit allen großen Werken unserer späteren Dichter noch heute stehen. Als eine Probe von seiner und seiner Zeit Sprache stehe hier eine Stelle aus jenem heldenmüthigen Briefe, in welchem er dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen an- zeigte, er habe die Wartburg (gegen den Wunsch desselben, der ihn besonders vor Herzog Georg § 333. gewarnt) verlassen und komme gen Wittenberg, um den Bilderstürmern zu steuern (§ 344.): —-------Von meiner Sach aber, gnedigster Herr, antwort ich also:-ich Hab E. K. F. G. (Euer Kurfürstliche Gnaden) gnug gethan, daß ich dies Jar*) gewichen bin, E. K. F. G. zu dienst. Denn dxr Teufel weis fast wol, das ich's aus keinem zag gethan habe. Er sähe mein Hertz wol, da ich zu Worms einkam, das, wenn ich hette gewusst, das so viel Teufel auff mich gehalten hetten, als Zigel auf den Dechern sind, were ich dennoch mitten unter sie gesprungen mit freuden. Nu ist Hertzog Georg noch weit ungleich einem einigen Teufel. Vnd sintemal der Vater der abgrüudlichen Barm- hertzigkeit vns durchs Evangelium hat gemacht freidige Herrn vber alle- Teufel und Tod, und vns geben den Reichthumb der Zuuersicht, das wir thüren (dürfen) zu jm sagen: *) Das er auf der Wartburg zugebracht 1521—1522.

8. Geschichte des deutschen Volkes - S. 362

1867 - Berlin : Vahlen
362 Dörnberg. Schill. Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels. § 620—622. sich der französische Marschall selber aus „dem verwünschten Lande." Hofer zog als „Oberkommandant von Tirol" in die Hofburg zu Inspruck ein. 8 621. Nun aber kam der Friede von Schönbrunn, der Tirol hoffnungs- los aufopferte (§ 615.). An 50,000 Mann setzte Napoleon gegen die Berge in Bewegung. Bisher hatte man vom Kaiserhofe her den Aufstand mehr er- muntert als beschwichtigt; nun plötzlich rieth man den tapferen Männern, sich willig zu unterwerfen. Wirklich beugte sich nun der größte Theil des Volkes der harten Noth. Auch Hofer hatte erst seinem Commando entsagt und den Leuten befohlen, zu Haus zu gehen und die Waffen niederzulegen. Doch in seinem ehrlichen Sinne durch thörichte Schwärmer getäuscht und zu neuem Kampfe er- muntert, ergriff er noch einmal die Waffen. Aber schon Unterwarf sich das Land. Nur um sein Pasfeierthal drängte sich noch Angriff und Vertheidigung (Ende November 1809). Aufgeregt auf's höchste, verwirrt und verzweifelnd, hatte Hofer die Zeit versäumt, wie andere Genossen sich entweder durch die Flucht oder durch willige Unterwerfung zu retten. Auch die Treuesten zerstreuten sich. Speckbacher lag mit gebrochenem Bein den Winter über unter Stroh und Dünger in einem Viehstall verborgen, bis er Gelegenheit zur Flucht fand. Haspinger entkam und war noch 1839 bei der Einweihung des Hoferdenkmals in der Domkirche von Inspruck. Auch Hofer selbst hatte sich in das Gebirge gerettet, wo er in einer, den Winter über verlassenen Sennhütte seinen Aufent- halt nahm. Leider fand sich ein Verräther. Ein Trupp Soldaten stieg im Januar des folgenden Jahres auf die beschneiete Alm und führte den Helden gebunden herab. Man behandelte ihn mit viehischer Roheit, ließ ihn barfuß über Eis und Schnee gehen, zerraufte ihm den Bart, daß das Blut herabfloß; er trug es niit lächelnder Geduld, im Sinn seines Heilands. Zu Mantua er- kannte ein Kriegsgericht über ihn den Tod: und auf den Festungswällcn der Stadt, einst seines Kaisers, traf ihn durch die Kugel der Tod — „der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg gesandt in's Thal", und dem er mit unverbundenen Augen in's Angesicht schaute: am 20. Februar 1810, 14 Tage vor der Hochzeit der Kaisertochter mit dem stolzen Feinde, in dessen Namen auch diese Blutthat geschah. Tirol war wieder unterworfen. Aber das Märtyrer- blut hier war nicht umsonst geflossen. Wie noch immer, entwuchs ihm die Saat des Segens für künftige Zeiten. 17. Dörnberg. Schill. Friedrich Wilhelm lion Braunschweig-Oels. § 622. Die Tiroler Erhebung war nicht die einzige Heldenthat, welche den Kampf Oestreichs im Jahre 1809 begleitete. Auch in Norddeutschland regte es sich. Schon im Jahre 1808 war durch Stein und seine Freunde ein Plan von umfassender Weite angelegt worden. Gleichzeitig mit Oestreichs erwartetem Losschlagen sollte eine Landung der Engländer an der Ems- oder Wesermündung geschehen, zum mindesten mit 50,000 Mann. Dadurch sollte die, ihren alten Fürstenhäusern noch treue Bevölkerung in Hannover, Braunschweig, Hessen, zu den Waffen gerufen werden. Preußen, meinte man, würde sich dann sicher an- schließen, und so das gesammte Deutschland den Kampf gegen Napoleon auf- nehmen. Dies war der Plan, der aber durch Preußens Zögern und Englands Selbstsucht, die jene Landung auf Walchern in den Niederlanden (§ 615.) der in Deutschland vorzog, nicht zu Stande kam. Nur einzelne Bewegungen, zwar
   bis 8 von 8
8 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 8 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 0
3 0
4 1
5 3
6 0
7 3
8 0
9 0
10 4
11 0
12 3
13 0
14 0
15 0
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 0
27 2
28 0
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 3
38 0
39 0
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 0
47 0
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 1
4 0
5 0
6 0
7 0
8 0
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 0
15 0
16 0
17 6
18 0
19 0
20 0
21 3
22 0
23 2
24 0
25 0
26 0
27 0
28 0
29 1
30 1
31 0
32 0
33 0
34 0
35 2
36 0
37 0
38 1
39 0
40 0
41 0
42 0
43 2
44 0
45 0
46 1
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 0
53 0
54 0
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 1
66 1
67 3
68 0
69 0
70 0
71 0
72 0
73 0
74 0
75 1
76 0
77 0
78 0
79 0
80 0
81 0
82 1
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 0
89 0
90 2
91 0
92 1
93 0
94 3
95 0
96 0
97 0
98 3
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 2
2 5
3 5
4 53
5 11
6 14
7 37
8 6
9 204
10 141
11 1
12 5
13 2
14 7
15 10
16 62
17 50
18 150
19 165
20 0
21 178
22 14
23 2
24 6
25 5
26 46
27 18
28 0
29 69
30 94
31 26
32 0
33 183
34 12
35 95
36 8
37 11
38 31
39 25
40 124
41 31
42 2
43 17
44 134
45 1
46 8
47 3
48 17
49 15
50 4
51 6
52 31
53 9
54 346
55 150
56 40
57 43
58 72
59 216
60 31
61 50
62 28
63 13
64 33
65 19
66 3
67 109
68 27
69 7
70 4
71 223
72 55
73 36
74 20
75 8
76 1
77 76
78 11
79 58
80 184
81 352
82 19
83 1
84 0
85 9
86 6
87 4
88 32
89 1
90 7
91 118
92 2
93 49
94 0
95 0
96 5
97 95
98 8
99 46
100 88
101 0
102 21
103 71
104 1
105 64
106 10
107 1
108 8
109 1
110 4
111 14
112 36
113 3
114 4
115 12
116 5
117 27
118 95
119 9
120 19
121 104
122 28
123 10
124 5
125 8
126 27
127 115
128 21
129 10
130 10
131 74
132 122
133 16
134 3
135 10
136 216
137 0
138 5
139 18
140 76
141 67
142 39
143 31
144 55
145 144
146 16
147 13
148 124
149 0
150 85
151 74
152 13
153 4
154 8
155 95
156 145
157 129
158 120
159 1
160 0
161 54
162 15
163 17
164 0
165 53
166 113
167 15
168 3
169 10
170 59
171 253
172 51
173 49
174 40
175 41
176 148
177 117
178 0
179 18
180 2
181 15
182 161
183 117
184 4
185 4
186 6
187 21
188 9
189 12
190 5
191 146
192 123
193 5
194 59
195 0
196 9
197 49
198 110
199 32